Breitensport
Spitzenleistungen gehen immer aus einer breiten, das heisst qualitativ und quantitativ starken Basis hervor. Entsprechend braucht ein Sportverband wie die Swiss Wrestling Federation (SWFE), mit dem Ziel im Spitzensport international erfolgreich zu sein, neben dem Mittelbau des Leistungssports auch den Unterbau des Breitensports.
Damit die sich aus dieser Erkenntnis abzeichnende Leistungspyramide aus Breiten-, Leistungs- und Spitzensport die notwendige äussere Resilienz sowie innere Innovationskraft und Durchlässigkeit besitzt, gilt es den Fokus auf das Fundament derselben, die Basis zu richten. Dies meint die allgemeine Verbandsentwicklung und die Stärkung und Entwicklung des Breitensports im Schweizer Ringen ist eine nicht nur notwendige, sondern produktive Aufgabe, der sich die SWFE mit der Unterstützung von Swiss Olympic (SO) in Zukunft verstärkt zuwenden will.
Die Entwicklung des Breitensports und der Basis im Schweizer Ringsport hat dabei allerdings nicht nur das externe Ziel die Breitensportförderung von SO sowie Jugend+Sport (J+S) zu bedienen, sondern verfolgt im Gegenteil die intrinsischen Ziele einer nationalen Strategie zur Nachwuchsgewinnung, zum erhalt des Ehrenamts, zur Förderung von Frauen in und um den Ringsport, zur Verbesserung der Trainerbildung und zur Unterstützung der Clubs sowie der regionalen Leistungszentren bezüglich Trainingsplanung- und gestaltung.
Neben diesen innersportlichen Faktoren verfolgt die Förderung des Breitensports auch Ziele von gesellschaftlicher Relevanz: Ringen soll für alle Bevölkerungsgruppen wieder zugänglich und attraktiv gemacht werden. Dazu soll die soziale Integration, die Gesundheitsförderung und die Freude an der Bewegung gestärkt werden. Und: Der Breitensport Ringen soll eine nachhaltige Entwicklung nehmen, um so sicherzustellen, dass er die Bedürfnisse verschiedener, gesellschaftlicher Zielgruppen überhaupt adressieren kann.
Um dieser grossen Aufgabe ganzheitlich gerecht zu werden, hat die sportliche Abteilung der SWFE 2024 und 2025 ein Breitensportkonzept entwickelt und von SO genehmigen lassen. Dieses Konzept bildet die Leitlinien des Verbandshandelns in diesem Sektor und die Realisierung der dort formulierten Einzelziele wird von SO nicht zur nachgeprüft, sondern diese fliest auch direkt in die Verbandsbewertung der SWFE durch SO mit ein.
Projekte der SWFE im Breitensport
Strategie zur nationalen Nachwuchsgewinnung
Gemeinsam mit SO wurde das Revitalisiertungsprojekt-4 «multiplizierbare regionale Aktionen» (Revit-4) im Januar 2023 lanciert und aufgegleist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten aufgrund fehlender personeller Ressourcen konnte 2024 mit Nadine Suter und Adrian Bucher eine Projektleitung installiert werden, die das Projekt seitdem begleiten und im Juni 2025 mit dem «Leitlinie für die nationalen Nachwuchsgewinnung durch multiplizierbare, regionale Aktionen im Ringen» oder kurz «Home of Champions» abschliessen.
Die dazu notwendige Projektgruppe aus ringkampfaffinen Sportlehrer:innen und Nachwuchsverantwortlichen diverser Clubs stellten die beiden selbst zusammen. Mit Sven Gamma fand sich ein externer Berater von der RR Schattdorf (RRS). Er hat das Grundkonzept «Future Champions» zur Nachwuchsgewinnung von dort mitgebracht und in den Verband überführte. Inhalt des Leitfaden ist letztlich ein Blumenstrauss an Projektvorschlägen, Massnahmen und Kommunikationsempfehlungen zur Nachwuchsgewinnung in den Regionen und in den Clubs durch entsprechende Aktionen vor Ort, bei denen die SWFE in Zukunft sowohl personell, als auch mit Know-How unterstützend zur Stelle sein wird.
Zeitgleich zu dieser oben skizzierten Konzeptentwicklung wurde eine Marketingagentur mit dem Entwurf der Kommunikationsmittel für die praktische Realisierung des Leitfadens betraut. Ausserdem wurde die Umsetzung des Leitfadens durch die SWFE und ihre Unterorganisationen, sprich Clubs und RLZs in die Breitensportstrategie der SWFE bis 2028 aufgenommen. Und es wurden drei Pilotprojekte, die optionale Handlungsfelder des Leitfadens darstellen, lanciert, getestet, durchgeführt, analysiert und bewertet.
Für das Pilotprojekt «Schlag den Champion» und die Vorarbeit bezüglich des Projekts «Future Champions» möchten wir uns an dieser Stelle deshalb bei der RRS und Sven Gamma herzlich bedanken. Für das Pilotprojekt «Integrationstraining» bei den RC Willisau Lions (RCW) sowie den Trainern Roger Heiniger und Hadi Alizada. Und für das Pilotprojekt «freiwilliger Schulsport» bei der RS Freiamt (RSF) und Adrian Bucher.
Sven Gamma wird neu als Verantwortlicher für die Vereinsentwicklung durch die SWFE mandatiert und ist entsprechend für die weitere Realisierung des Projekts verantwortlich. Bis Ende 2025 sucht er deshalb zunächst drei Testvereine, die Interesse haben gemeinsam mit der SWFE einzelne Massnahmen bzw. den gesamten Leitfaden bei sich lokal und regional umzusetzen. Solltest du und dein Verein Interesse an einer solchen Zusammenarbeit haben, könnt ihr euch hier direkt bei Sven Gamma oder Adrian Bucher melden.
Smart Competition: Aktualisierung und Modernisierung der Wettkampfsysteme
Die Aktualisierung und Modernisierung der Wettkampfsysteme innerhalb der SWFE ist ein klarer Auftrag von SO an den Schweizer Ringsport. Dem Dachprojekt «Smart Competition» sowie den vorhandenen Leuchtturmprojekten von Fussball und Eishockey folgend wurde deshalb das Revitalisierungsprojekt 2 «Vereinheitlichung und Empowerment» (Revit-2) lanciert.
Dieses Projekt mit der dazugehörigen Projektgruppe um die Projektleitung von Simon Helbling und Christian Hügi entwickelte bis Juni 2025 ein Positionspapier (befindet sich aktuell im Genehmigungsprozess und wird spätestens im November 2025 publiziert) das sich im wesentlichen mit folgenden Themen befasst:
- Verbesserung der medizinischen Versorgung und Prävention an Nachwuchsturnieren und Meisterschaften.
- Neugestaltung der Alters- (UWW) und Leistungsklassen (FTEM) an Nachwuchsturnieren im Kinder- und Jugendringen unter Berücksichtigung der Vorgaben von Jungend und Sport.
- Nationale Vereinheitlichung des Wettkampfsystems der Jugendmannschaftsmeisterschaften und Einführung einer Altersobergrenze.
- Einführung von Wettkampfformen nach dem Prinzip Smart Competition zu Modernisierung der Wettkampfstrukturen im Ringen.
- Entwicklung der Schweizer Einzelmeisterschaften zu einem nationalen Event.
- Vereinheitlichung von Turniersoftware, Kampfanzeige und Ergebnisdienst.
- Definition und Anschaffung eines Technikpakets zur Mieten vom Verband für Vereine zur Durchführung von Turnieren und Meisterschaften.
Dieses Positionspapier ist neu Teil der Verbandsbewertungsvereinbarung zwischen SO und der SWFE und muss entsprechend bis Ende 2027 in die Realität umgesetzt werden. Dazu wird noch in 2025 eine entsprechende Informationskampagne lanciert.
Zeitgleich zu diesem Projekt mit Fokus auf Einzelturniere und Meisterschaften hat der Ligachef Silvan Steiger eine Projektgruppe zur nachhaltigen Entwicklung und Neustrukturierung der Mannschaftsmeisterschaften in Ligaform ins Leben gerufen. Die dort auf breiter Basis entwickelten Vorschläge werden in mehreren Schritten zu praktischen Lösungen ausgearbeitet, den Clubs der SWFE jeweils präsentiert, von diesen diskutiert und entsprechend abgestimmt. Nach Annahme der jeweiligen Anpassungen werden diese dann vom Ligachef und seinem Team in die Saison implementiert und diese so zukunftssicher gemacht.
Frauenförderung: Auf-, Ausbau und Entwicklung des Schweizer Frauenringens
Die Anfang 2025 in der Vernehmlassung bestätigte neue Förderlogik von SO gegenüber den Partnerverbänden, zu denen auch die SWFE zählt, beinhaltet neben dem Sport (wobei hier Breiten-, Leistungs- und Spitzensport gemeint ist) auch die Bereiche Basisaufgaben und Entwicklung. In allen drei Bereichen spielt das Thema Gleichberechtigung, Integration und Inklusion wiederum eine wesentliche Rolle. So werden bereits im Zyklus Los Angeles 2028 nach und nach die sportlichen Erfolge auf allen Ebenen des Leistungs- und Spitzensports nach Geschlecht getrennt bewertet. Was für uns konkret bedeutet, dass nur 50% der erreichbaren Punkte für die Einstufung in diesem Bereich von Männern und die anderen 50% von Frauen erreicht werden müssen. Entsprechend diesen aus der Verbandsförderung abgeleiteten, neuen Rahmenbedingungen soll und muss die Frauenförderung sowie Auf-, Ausbau und Entwicklung des Schweizer Frauenringens für die SWFE und ihre Clubs höchste Priorität geniessen.
Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits im Zyklus Paris 2024 mit den Events, Trainingslagern und Turnieren für Mädchen und der Damit verbundenen Frauenförderung im Breitensport durch die dafür mandatierte Trainerin Eveline Lötscher gemacht. Ausserdem wurden Quoten für Frauen in den Bereichen Vereins- und Verbandsmanagement eingeführt, die inzwischen ihre Wirkung mehr und mehr entfalten. Auf 2025 konnten mit Sofia Bodnar und Sandra Paruszewski ausserdem zwei junge und hochmotivierte Trainerinnen rekrutiert werden, die über Scholarships von Swiss Olympic mitfinanziert für die SWFE tätig sind während sie zeitgleich die Diplomtrainer- bzw. die Berufstrainerausbildung absolvieren. Und zuletzt ist es der SWFE gelungen mit Patrick Loës einen absoluten Toptrainer zu verpflichten, der gemeinsam mit dem Verband und unseren Spitzensportlerinnen das Ziel Olympia 2028 bzw. 2032 fest im Blick hat.
Mit diesem Team baut die SWFE aktuell auch ein nationales Frauenteam im Breitensport auf, aus dem junge Athletinnen in die Regional- und dann in die Nationalkader vorstossen können, wo sie ebenfalls von diesem Team eng betreut und begleitet werden, um letztlich den Athletinnen die in den Spitzensport möchten, die bestmögliche Förderung zuteil werden zu lassen.
Allerdings kann dieser Mittelbau und die darauf aufbauende Spitze nur so stark wie der Unterbau es zulässt. Und damit sind wir bei der eigentlichen Aufgabe zur nachhaltigen Belebung des Frauenringens in der Schweiz. Diese findet nämlich an der Basis und im Breitensport statt. Das heisst: In den Clubs. Anders gesagt die SWFE verfolgt hinsichtlich der Frauenförderung nicht nur eine Strategie auf Verbandsebene, sondern und vor allem wird es wichtig sein, die Unterstützung der Clubs für die praktische Realisierung des Projekts zu gewinnen: Frauenverantwortliche in den Clubs, die das Thema lokal und regional in die Hand nehmen, zusätzliche Events und Turniere nur für Mädchen, eine gezielte Ansprache für Mädchen in der Nachwuchsgewinnung, weibliche Vorbilder, weibliche Trainer und offene Schweizer Meisterschaften für Frauen, die als Leuchtturm Ringerinnen aus unseren Nachbarländern anziehen und ein Aushängeschild des Verbands werden können, sind dazu nötige zu realisierende Schritte, die wir ins Auge fassen und in der Praxis umsetzen müssen.
Trainerbildung: Ausbildung und Förderung von Schweizer Trainer:innen in Haupt- und Ehrenamt
Einer der Kritikpunkte in der Einstufung der SWFE durch SO 2020 und 2024 war die hohe Abhängigkeit der sportlichen Abteilung von ausländischen Fachkräften in der Personalstruktur und speziell vor allem von Trainern. Nun ist dies kein Defizit das kurzfristig behoben werden kann und doch hat sich der Verband seit 2022 auf den Weg gemacht, genau dieses Problem, den Mangel an eigenen talentierten, in der Schweiz ausgebildeten Trainer für das Hauptamt zu beheben und zeitgleich auch die quantitative und qualitative Stärkung des Pools ehrenamtlicher Trainer zu verbessern.
Der Transmissionsprozess hin zu einer modernen Leiterausbildung des BASPO, welcher alle Sportarten die J+S angeschlossen sind betrifft, wurde innerhalb der SWFE 2022 in Angriff genommen und mit dem neuen Ausbildungsverständnis, der neuen Ausbildungsstruktur sowie dem neuen Manual Ringen für den Leiterkurs und verschiedenen sportartspezifischen digitalen Lernbausteinen Anfang 2025 erfolgreich abgeschlossen (weitere Infos dazu finden sich hier). Bereits 2023 wurde ein Leiterkurs und 2024 sowie 2025 die entsprechenden Weiterbildungen als Pilot nach diesem neuen System mit Erfolg durchgeführt und entsprechend validiert. Ab 2026 wird diese neue Leiterausbildung vollständig realisiert und in der Praxis angekommen sein und entsprechend in der SWFE ihre volle Wirkung entfalten können.
Trainingsplaner: Ringen
Der Trainingsplaner: Ringen ist eine App die im Zuge des Revitalisierungsprojekts-3 «Stärkung und Erweiterung Multiplikatoren» von der SWFE gemeinsam mit Swiss Olympic, der Firma Lernetz sowie den Verbänden Swiss Volley, Swiss Aquatics und Swiss Hockey entwickelt wird.
Die App soll ab 2026 allen Clubs und RLZs der SWFE kostenlos zur Verfügung stehen. Ihre Inhalte ermöglichen eine systematische, aufbauende, qualitativ hochwertige und wissenschaftlich fundierte Trainingsplanung auf den FTEM Stufen F1, 2, 3 und T1 sowie für die Altersklassen U9, U12 und U15 im Ringen.
Weitere Infos zur App, zum Inhalt und zur Nutzung sowie aktuelle News rund um den Release finden sich hier.
Bei Fragen und Anmerkungen zu den Inhalten bitte mit folgenden Personen Kontakt aufnehmen: Philipp Rohrer und Oliver Hassler.