«Lange Trainingseinheiten und deren Intensität schlauchten uns anfänglich schon.»
Anfang März reisten neun Freistil Ringer, mit Nationaltrainer Gergely Gyurits und Physiotherapeutin Sara Holzman nach Takasaki in Japan. Die Reise startete vom Züricher Flughafen über Abu Dhabi Richtung Tokio, mit rund 18 Stunden ein langer Flug.
Von Tokio ging es dann per Zug in das 1,5 Stunden entfernte Takasaki, eine malerische Stadt in der Präfektur Gunma, ist nicht nur für ihre heißen Quellen und historischen Ryokans bekannt, sondern auch für ihre bemerkenswerte Sportuniversität. Das Ikuei Junior College, gegründet 1977, hat sich einen Namen gemacht, indem es auf die Ausbildung von Athleten*innen vorwiegend im Ballsport sowie in diversen Kampfsportarten inclusive dem Ringen spezialisiert ist, und zieht talentierte Sportler*innen aus der ganzen Welt an. Für die japanischen Ringer*innen stehen permanent zwei grosse 12x12m Matten zur Verfügung. Ebenfalls können alle Athleten einen umfangreichen Kraftraum nutzen.
Nationaltrainer Gergely Gyurits hatte schon seit Längerem einen Auslandsaufenthalt Abseits der häufig genutzten Lehrgangsorte in Planung, damit die Freistil-Eliteringer auch mit unbekannten Ringern trainieren und sich neue Technikimpulse aneignen können.
Der Kontakt zum Dekan des Ikuei Junior College war schnell hergestellt, nach einigem E-Mailverkehr stand der Reisetermin 2024 fest.
Mit 8 Stunden Zeitverschiebung fand nach Ankunft die physische Akklimatisierung statt, um ab dem dritten Tag mit dem Mattentraining beginnen zu können. In den darauffolgenden Tagen und Wochen wurden Trainingseinheiten jeweils bis zu 3 Stunden am Stück durchgeführt, «für uns war dies sehr ungewohnt, trainieren wir doch in der Regel 1 ½ max. 2 Stunden am Stück. Wir haben für unsere Athleten drei verschiedene Trainingsprogramme in Absprache mit dem Japanischen Trainern und anhand der Altersklassen erarbeitet», so Gergely Gyurits
Gemäss Trainingsplan wurde Matten- sowie Krafttraining durchgeführt, in den Regenerationspausen fand das kulturelle Rahmenprogramm statt.
Die Reiseplanung war so terminiert, dass der drei Wochenlehrgang in die Frühjahrsferien in Japan fiel, dadurch standen den Schweizer Athleten ausreichend Sparringpartner (temporär bis zu 60 Athleten*innen) zur Verfügung, um die Trainingseinheiten effektiv und optimal pro Gewichtsklasse gestalten zu können. Anzumerken bleibt, an diesem College trainieren alle Stilarten (LL, LF, GR) gemeinsam und zusammen, dies war etwas ungewohnt für die Schweizer Freistiler – auch im griechisch-römischen Stil und Geschlechterübergreifend zu trainieren.
Das ein Lehrgang in Japan was Besonderes und nicht Alltägliches ist, zeigte auch das Kulturprogramm innerhalb der Regenrationspausen. So wurde der 1.400 Meter hohe Berg Haruna besucht, der einen fantastischen Blick auf die Stadt Ikaho bot, gleichzeitig schaute man sich auch ein noch traditionell japanisches Dorf im ländlichen Stil an und verbrachte einige Zeit dort, jeder machte von diesem zahlreiche Fotos als Erinnerung.
Die Umgebung von Takasaki ist auch für seine heißen Quellen bekannt, dies bot ebenfalls die Möglichkeit, eine der vielen Thermalbäder zu besuchen, welches natürlich häufiger genutzt wurde. Da Tokio nicht so weit entfernt war, wurde die Metropole Japans auch angeschaut, hier konnte aber nur ein erster Eindruck von so einer riesigen Stadt (ca. 9,6 Mio. Einwohner) gewonnen werden.
Anfänglich wurde die Schweizer Ringerabordnung von den Japanern z.B. beim Abendessen außerhalb des Trainingsgeländes etwas sonderlich angeschaut («Wer sind die, was machen die hier?»), im Universitätsumfeld gibt es wohl eher weniger Ausländische Besucher als in der Hauptstadt Tokyo.
Am letzten Tag wurde das obligatorische Gruppenfoto aufgenommen und Freundschaftsgeschenke mit dem japanischen Trainerteam ausgetauscht. «Wir bedankten uns sehr Herzlich für die Betreuung während unseres Aufenthaltes in Takasaki – ein Gegenbesuch wird geplant», so Gergely Gyurits.
Samuel Scherrer besuchte im Rahmen des Lehrganges bereits das zweite Mal Japan und sagte zum Japanlehrgang folgendes: «Für mich war es der zweite Aufenthalt in Japan, nachdem ich Stefan Reichmuth bei den letzten Olympischen Spielen 2021 begleitet hatte. Mein Eindruck damals zu Heute ist aber durch die zahlreichen Corona Beschränkungen damals in Japan – heuer ein anderer. Die Universität Ikuei in der wir zu Gast waren ist eine Sportuniversität, optimiert auf die Bedürfnisse von Leistungssportlern, zwei Trainingseinheiten pro Tag sind da keine Seltenheit. Die langen Trainingseinheiten und deren Intensität schlauchten uns anfänglich schon, jedoch so nach einer Woche hatten wir uns daran gewöhnt. Die Hilfsbereitschaft beeindruckte sehr, alle Trainer und Ringer waren immer bereit uns Örtlichkeiten zu zeigen und uns in die Unigegebenheiten bezogen auf die Trainingsabläufe einzuweisen. Wir waren in den gleichen Unterkünften untergebracht, wo auch die regulären Studenten wohnen. Dadurch konnten wir uns mit ihnen austauschen und neue Freundschaften knüpfen. Die Landeskultur und die Einwohner sind immer wieder sehr beeindruckend, hilfsbereit und freundlich waren alle zu uns. Sushi, Curry sowie die Rahm- und Nudelsuppen waren schon sehr lecker. Die drei Wochen empfand ich als optimale Länge für so ein Trainingslehrgang mit dieser enormen Trainingsdauer und Intensität pro Einheit, dies hat uns alle sicherlich weiter vorangebracht.»