Das RLZ Willisau als Vorbild für die ganze Ringerschweiz

In den letzten Monaten besuchte eine Delegation der Swiss Wrestling Federation (SWFE) die regionalen Leistungszentren (RLZ) von Martigny, Aristau und Kriessern. Im Gepäck ein Konzeptpapier zur Neugestaltung und zum Ausbau der Standorte.

Das Ziel der Strategie: Auf der Basis des neuen Ausbildungsverständnis von J+S und dem FTEM-Modell von Swiss Olympic vor Ort nachhaltige Strukturen zur systematischen Leistungsentwicklung im Ringkampfsport sicherzustellen. Das reale Vorbild dafür: Das regionale Leistungszentrum des Zentralschweizerischen Ringerverbands (ZRV) in Willisau.

Das RLZ im Luzerner Hinterland hat eine grosse Tradition und lange Geschichte. In jeder Generation wurden zwischen den in der Mannschaftsmeisterschaft oft als erbitterte Gegner auftretenden Clubs der Region Trainings- und Wettkampfkooperationen gebildet. Mal wurde mehr, mal weniger zusammen trainiert, oft wurden gemeinsam Turniere im Ausland besucht. Und nicht selten bereitete man sich in kleinen Gruppen gemeinsam auf internationale Einsätze mit der Nationalmannschaft vor. Von den insgesamt 9 Clubs (RR Hergiswil, RC Belp, STV Luzern, RC Oberhasli, TV Olten, RC Therwil, TV Ufhusen, RC Willisau Lions und Wrestling Academy Bern) innerhalb des ZRVs waren es 2017 aber nur noch die RR Hergiswil (RRH) und die RC Willisau Lions (RCW), die gemeinsam alle zwei Wochen und nur während der Schulzeit, ein gemeinsames Schülertraining (U15) durchführten.

Stefan Glanzmann (RRH), Christian Hügi (TV Ufhusen) und Philipp Rohrer (RCW) war das zu wenig. Deshalb entwickelten sie einen Plan, um das RLZ Willisau ab 2018 als zukunftsfähiges Leistungszentrum Schritt für Schritt neu auf- und auszubauen. Zunächst wurde das U15 Training zum wöchentlichen Schülerstützpunkt umstrukturiert. Dem wurde ein wöchentliches Stützpunkttraining für die Aktiven hinzugefügt. 2018 kamen samstägliche Trainingstage für die Schüler und zwei Trainingslager für die Aktiven hinzu. 2019 wurde erstmals ein zusätzliches Techniktraining nur für Freistil und ein davon gesondertes zusätzliches Techniktraining nur für Greco angeboten. Zeitgleich wurden Regionalkader für Schüler und Aktive gebildet, entsprechende Aufnahmekriterien verabschiedet und ein eigenes Jahresprogramm des RLZs mit Turnieren im In- und Ausland erstellt.

Die Einschränkungen durch das Corona-Virus trafen 2020 bis 2022 zwar auch das RLZ Willisau. Aber die hohe Anzahl an nationalen und regionalen Kaderathleten, ermöglichte zumindest für den Leistungssport einen nahezu durchgehenden Trainingsbetrieb. Und Restriktionen bezüglich Reisen ins Ausland konnten durch gemeinsame Trainingslager umfassend kompensiert werden. Trainingspartner aus dem Ausland, Clubs aus mehreren europäischen Nachbarländern und eine Vielzahl an qualifizierten Trainern konnten durch das RLZ Willisau letztlich trotz Pandemie ihre Athleten weiter ausbilden und voranbringen. Dies zeigte sich auch in den Ergebnissen: 2019 bis 2022 holten die Ringer des RLZ Willisau vier Medaillen und zahlreiche Diplomränge bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie eine Olympiateilnahme.

Seit 2023 fungiert das RLZ wieder im Normalbetrieb und das Angebot wird von vielen Clubs innerhalb der Region regelmässig genutzt. Das Angebot wurde nochmals um ein Ergänzungstraining sowie ein Athletiktraining am Mittwoch erweitert. Medizinische Betreuung, Karriereplanung und Karrieremanagement werden nun zentral angeboten und müssen somit nicht mehr von jedem Club selbst bewerkstelligt werden. Kooperationen mit Sportschulen und sportfreundlichen Lehrbetrieben ermöglichen jungen Athleten die Vereinbarkeit von Sport und Beruf. Mit Turnieren in Ländern wie Estland, Holland, Deutschland und Schweden bereitet der Regionalkader ausserdem seine jungen Athleten auf eine mögliche Aufnahme in die Nationalmannschaft vor.

2024 musste der Trainerstab und der Staff nochmals erweitert werden, um das umfassende Angebot auch entsprechend betreuen und realisieren zu können. Doch die vielen Medaillen bei Schweizer Meisterschaften und die hohe Anzahl an Nationalkaderathleten sowie deren internationale Erfolge in den eigenen Reihen sind eine klare Bestätigung für die fruchtbare Arbeit am Standort.

Dies ist auch der restlichen Ringerschweiz nicht verborgen geblieben. Weshalb im Zuge der Reorganisation der SWFE und diverser Neubesetzungen im Zentralvorstand (ZV) des Dachverbands der Entschluss gefasst wurde, diese Erfolgsgeschichte als Blaupause für die Entwicklung der anderen RLZs der Schweizer Ringerfamilie (Martigny, Aristau, Kriessern) zu nutzen. Entsprechend hat die neue sportliche Leitung der SWFE mit dem Ausbau der regionalen Leistungszentren nach dem Vorbild des RLZ Willisaus eine ihrer Hauptaufgaben für den Olympiazyklus 2028 benannt und direkt nach Amtsantritt die ersten Schritte auf diesem Weg mit dem Besuch der anderen RLZs getan.

Das Ziel ist klar: Die RLZs sollen als eigenständige Satelliten eine nachhaltige Sichtung, Förderung und Entwicklung von Talenten im Ringkampfsport bilden und zeitgleich zum zentralen Trainings- und Karrierestandort Nationalkaderathleten/innen und -Trainer/innen werden.

Für die diesbezüglich geleistete Vorarbeit möchte sich die SWFE bei allen am RLZ Willisau in den letzten Jahren beteiligten Personen bedanken. Dieser Dank gilt im Besonderen: Sabine Bossert (Kasse), Christian Hügi (Verwaltung), Stefan Glanzmann (Leitung), Gergely Gyurits, Lukas Bossert, Rolf Scherrer, Mohamed Soltani, Philipp Rohrer, Thomas Wisler, Nick Bossert, Fanny Gyurits, Christian Biri, Jan Matiaska, Mourad El Bekali, Nadine Pietschmann, Sport Rock (Sponsor).

SPORT ROCK Willisau
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