Die RC Willisau Lions holen sich zum 18. Mal den Meistertitel in der Swiss Wrestling Premium League.
In einem nervenaufreibenden Herzschlagfinale setzen sich die Lions aus Willisau durch. Mit einem denkbar knappen 17:15 besiegeln die Luzerner ihren 18. Meistertitel der Vereinsgeschichte. Spannung war bereits im Vorfeld garantiert, konnten doch beide Clubs jeweils ihre Auswärtsduelle für sich entscheiden und so den entscheidenden dritten Finalkampf erzwingen. Die erste Runde in Muri ging mit 11:23 für die RC Willisau Lions aus, während der Kampf in Willisau mit 15:21 für die RS Freiamt den Ausgleich in der «Best of three»-Serie bedeutete. Alles spitzte sich also auf den dritten und entscheidenden Final zu, der aufgrund des besseren Punkteverhältnisses in Willisau ausgetragen wurde.
Die ausverkaufte BBZ-Halle war schon vor Matchbeginn dank der stimmungsvollen Fanlager beider Clubs ein echter Hexenkessel. Die erste Kampfhälfte entwickelte sich dann zunächst zu Gunsten der Gäste aus dem Freiamt. Nils Leutert sorgte in einem sehr taktisch geprägten Duell gegen Timon Zeder mit einem knappen Punktesieg dafür, dass die Freiämter in Führung gingen. Im Schwergewicht sicherte sich zunächst Delian Alishahi die erste Punktewertung gegen Christian Zemp, musste sich am Ende jedoch ebenfalls mit einer knappen Punkteniederlage geschlagen geben. Eine erste emotionale Achterbahnfahrt erlebten die Fans beider Lager im dritten Duell bis 61kg griechisch-römisch. Der Tuggener in Willisauer Diensten Jonas Müller und das Freiämter Urgestein Randy Vock zündeten von Beginn weg ein wahres Feuerwerk. Zunächst mit dem Vorteil für den Willisauer, der eine 7:2 Punkteführung in die Halbzeit brachte. Mit spürbarer Willenskraft und Routine, holte Vock in der zweiten Kampfhälfte Stück für Stück auf und sicherte sich mit der letzten Wertung zum 7:7 Endstand den knappen Sieg in diesem Duell. Mit dem dritten Sieg nach drei Kämpfen und diesem Kampfverlauf, lag das Momentum somit endgültig bei den Gästen der RS Freiamt.
Die Neuauflage des Duells zwischen Samuel Scherrer und Magomed Ayshkanov, die in der Woche zuvor im Gewicht bis 130kg aufeinandertrafen – damals knapp mit dem besseren Ende für den Freiämter – stand für die Willisauer also bereits unter einem gewissen Druck. Der Kampfverlauf bot dem Publikum dann das, was die Voraussetzungen versprachen. Ein knappes Duell mit zahlreichen taktischen Spielchen und ersten Aktionen, die erst durch die vom Kampfrichter verordnete Aktivitätszeit ausgelöst wurden. Einen knappen Punktevorsprung konnte Scherer dann bis kurz vor Kampfende gekonnt verwalten. Der Freiämter setzte jedoch in der letzten Kampfminute noch zu einem erfolgreichen Angriff an und konnte so den Ausgleich realisieren. Aufgrund der letzten Wertung wäre wie schon in der Vorwoche Ayshkanov bei Punktegleichstand als Sieger gekürt worden, wenn Scherrer nicht wenige Sekunden vor Schluss die entscheidende Attacke platziert und sich somit den knappen Punktesieg gesichert hätte. Ein emotional wichtiger Erfolg für die Willisauer Ecke.
Ebenfalls emotionsgeladen war die letzte Begegnung vor der Pause: Illia Terzi, ein Doppellizenzathlet von der Wrestling Academy Bern, stellte sich für die Willisauer gegen den Freiämter Nino Leutert. Schnell zeigte der deutlich jüngere Leutert seine Klasse und erarbeitete sich eine deutliche 9:0 Punkteführung bis zur Halbzeit. Sogar eine äusserst knappe Situation am Rande der Schulterniederlage, konnte der Willisauer nur knapp auf Kosten einer Verwarnung abwenden. Der Sieg durch technische Überlegenheit lag schon beinahe in der Luft, als es Terzi in der zweiten Kampfhälfte gelang, die Angriffe seines Gegners besser abzuwehren. Eine gekonnte Konteraktion führte sogar zu einer spektakulären Viererwertung, was die Emotionen beim Willisauer Publikum hochkochen liess, da die befürchtete 0:4 Niederlage nun doch zu verhindern war. Am Ende verbuchte Leutert einen verdienten deutlichen 4:12 Punktesieg für sich, was in Anbetracht des Kampfverlaufs jedoch trotzdem als kleiner Erfolg für die Willisauer mit «nur» 1:3 Mannschaftspunkten auf dem Resultatblatt vermerkt wurde.
Vier von fünf gewonnene Kämpfe zur Halbzeit und der Zwischenstand von 5:10 Mannschaftspunkten, liessen die Freiämter Träume vom 8. Titel in der Vereinsgeschichte langsam realistisch erscheinen.
Dem setzten die RC Willisau Lions jedoch eine starke Aufholjagt in der zweiten Kampfhälfte entgegen.
Bis 86kg setzte zwar zunächst Christian Zemp gegen Joel Marti ein weiteres Freiämter Ausrufezeichen und gewann in dominanter Manier ohne eigenen Punktverlust mit 6:0 Punkten. Es sollte jedoch der letzte Sieg eines Freiämters an diesem Abend bleiben und das zwischenzeitliche Polster von 5:13 Mannschaftspunkten begann zu schmelzen. Michael Portmann bewiess im Duell gegen den langjährigen Freiämter Top-Ringer und im Verein wie Verband überaus engagierten Funktionär Michael Bucher nichts anbrennen und entschied den Kampf bis 70kg vorzeitig durch technische Überlegenheit für sich. Auch Mansur Mavlaev liess gegen Kimi Käppeli keine Zweifel an seiner Favoritenrolle in diesem Duell aufkommen. Eine starke Abfolge zahlreicher Aktionen und Wertungen wurde folgerichtig mit dem Sieg durch Technische Überlegenheit belohnt und brachte die RC Willisau Lions mit einem weiteren grossen Schritt zum Ausgleich von 13:13 Mannschaftpunkte heran.
Die beiden abschliessenden Kämpfe bis 75kg mussten die Entscheidung bringen. Sinnbildlich für den gesamten Kampfabend und die auf den dritten Finalkampf zugespitzte Titelentscheidung, verliefen auch diese beiden Kämpfe äusserst knapp. Im ersten Kampf zwischen Tobias Portmann und George Bucur legte zunächst der Freiämter vor, bevor Portmann jedoch ausgleichen konnte. Mit knappen 6:4 Punkten setzte sich am Ende der Willisauer durch und brachte seine Mannschaft damit erstmals an diesem Abend mit 15:14 Mannschaftspunkten in Front. Im letzten Duell der Saison traf das Willisauer Urgestein Jonas Bossert auf Yves Müllhaupt. Die langjährige Erfahrung von Bossert traf auf einen taktisch klug agierenden Müllhaupt, der erst spät in der ersten Halbzeit aufgrund Passivität vom Kampfrichter in die Bodenlage zitiert wurde. Im Bodenkampf spielte Bossert sein Können aus und sicherte sich den Pausenstand von 5:0 Punkten. In Anbetracht des Rückstands intensivierte Müllhaupt seine Aktionen nach der Pause. Mit Erfolg. Bis zum Ausgleich von 5:5 Punkten, kämpfe sich der Freiämter heran. Die Spannung um die Entscheidung der Mannschaftsmeisterschaft 2024 spitzte sich fast ins Unermessliche zu. Am Ende war es eine Aktion von Jonas Bossert, die die BBZ-Halle zum Kochen brachte. Mit dem knappen 6:5 Punktesieg war auch der 18. Titel für die RC Willisau Lions besiegelt.
Völlig zurecht liessen sich die Akteure der RS Freiamt ebenfalls feiern. Nach der bitteren Niederlage im kleinen Finale des Vorjahres, boten die Freiämter nicht nur spektakulären Ringsport, sondern bewiesen auch grossen Kampfgeist. Die Premieren-Saison für den neuen Freiämter Headcoach Pascal Strebel, der im Vorjahr noch die tragische Figur im verlorenen Kampf um die Bronzemedaille war, kann mit der Silbermedaille als grosser Erfolg verbucht werden, der der gesamten Ringerschweiz grössten Respekt abverlangt.
Zum Abschluss verstehen sich die Gratulationen an den verdienten Schweizermeister 2024, die RC Willisau Lions von selbst. Der Rekordmeister darf sich verdient seinen 18. Titel in die Galerie stellen.